Hallo 2022!

Wir haben es mal wieder geschafft, 2021 weder hier noch in den sozialen Medien zu verabschieden. Mit einem Rückblick, vor dem Jahreswechsel, wie sich das gehört. Deshalb machen wir das jetzt, ein bisschen andersherum. Erst der Ausblick (damit den alle schaffen), und wer noch einen längeren Atem hat, kann sich noch an den Rückblick wagen. Sehenswert sind sicher auch die vielen Bilder, die im vergangenen Jahr entstanden sind und die ich hinten anhänge ;-)

 

Erst einmal wollen wir uns aber bedanken: Bei langjährigen Geschäftspartnern, die uns Planungssicherheit geben. Bei Verpächterinnen und Verpächtern, deren Grund und Boden wir bearbeiten können und die durch ihre Verpachtung mitbestimmen, wie Landwirtschaft heute und in Zukunft aussieht. Bei allen Menschen, die im vergangenen Jahr für und mit uns gearbeitet haben. Bei den unheimlich interessierten Gästen, ohne die unsere Veranstaltungen und Feste ziemlich öde gewesen wären. Und natürlich bei allen Kundinnen und Kunden, ohne die es keinen Spaß machen würde, die uns in dem bestätigen, was wir tun und tun wollen, uns mit Fragen herausfordern und letztendlich wesentlich dazu beitragen, dass der Kastanienhof sich in den letzten Jahren so schön entwickelt hat. Danke an euch alle!

 

Vieles, was in 2022 passieren soll, muss leider noch vage bleiben. Wir wollen ungern mehr versprechen, als wir halten können, und selbstverständlich ist gerade alles unter dem Vorbehalt der Gesamtsituation. Wir planen aber fest mit einem erneuten Hofcafé, das wir ja schon in 2020 und 2021 veranstalten durften und uns so viel Spaß gemacht hat. Was wir ebenfalls wieder anbieten wollen, sind Kinderkochkurse wie im letzten September für Kinder zwischen 8 und 11 Jahren. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei uns Kindergeburtstag zu feiern, eine Betriebsbesichtigung in einer Gruppe durchzuführen, beispielsweise mit Gegrilltem oder Kaffee und Kuchen im Anschluss, und sich so ein Bild von unserer Arbeit, unseren Flächen und Tieren zu machen. Wenn ihr über aktuelle Veranstaltungen informiert werden wollt oder eine konkrete Frage habt, schreibt uns gerne: katharina@unser-kastanienhof.de. Wir freuen uns über Post ;-) !

 

 

Nun laden wir euch aber ein, einen Blick zurückzuwerfen auf das vergangene Jahr: 

 

Winter.

Angefangen hat das Jahr 2021 mit dem (für uns Winterkinder) schönsten Winter seit langem. Der Schnee hat sich wie eine Decke über uns gelegt, dafür, dass alle mal einen Gang zurückschalten (mussten) - und jeder Menge Gelegenheiten zum Ski fahren oder rodeln. Gleichzeitig mussten wir aber gegen einfrierende Leitungen kämpfen und unsere Küken ganz besonders warm halten.

Noch im Winter (Ende Februar) sind die Temperaturen dann nach oben geschnellt. Innerhalb weniger Tage hatten wir dann einen Temperatursprung von fast 40° C! Wie immer wurde der Winter ansonsten für Instandhaltungen, Reparaturen, Aufräumen und Vorbereiten der aktiveren Jahreszeiten genutzt.

 

Frühling.

Im Frühjahr folgten dann Bodenbearbeitung und Aussaat der Sommerungen, also aller Kulturen, die nicht bereits im Winter schon stehen. Das sind bei uns: Ackerbohnen, Sommergerste, Hafer, Lupine, Kartoffeln, Soja und zum Schluss Buchweizen.

Während es im Februar ja viel zu warm war, hielt sich die Sonne im Rest des Jahres zurück, weshalb die Bestände auch erstmal nicht richtig "in die Pötte" kamen.

Außerdem haben wir ein Flächenbuffet angelegt, an dem anhand von drei Gerichten erfahrbar wurde, wie viel Fläche für eine Mahlzeit benötigt wird. Vielleicht habt ihr es besucht?

In Zukunft wollen wir noch mehr solcher selbst erlebbarer Angebote  machen, die auch im Rahmen von Führungen genutzt werden können (und in 2021 bereits genutzt wurden).

Wer gelegentlich von Oberelsungen nach Nothfelden (oder andersherum fährt), konnte seit April die Mobilställe gegenüber des Hofs sehen. Dorthin ziehen die Weidehähnchen um, wenn sie ein ausreichendes Federkleid haben. Vorteil dieser Haltungsform: Der Kot der Tiere wird besser verteilt als in einem Feststall und die Hühner und Hähne haben durch das Versetzen der Ställe immer frischen Grasaufwuchs zur Verfügung. Mittlerweile haben wir 6 Gruppen á 100 Tieren auf dem Hof und schlachten alle zwei Wochen. Das ist besonders für die Gastronomie wichtig (im Chatttenturm in Wolfhagen und im Weissenstein in Kassel gibt es Kastanienhofer Weidehähnchen). Alle sechs Wochen können wir Direktkund:innen bedienen. 

 

Sommer.

Im Rahmen von Betriebsführungen durften wir im Frühsommer unter anderem zwei Klassen der Willy-Brandt-Schule in Kassel begrüßen. Dabei lag der Fokus auf dem Kennenlernen des Betriebs, Unterschieden zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben und Herausforderungen für die Landwirtschaft von morgen. 

Mit dem Sommer begann dann auch die Ernte und wir bekamen Zuwachs: Auf einer Naturschutzfläche, die wir für die Stadt Wolfhagen bewirtschaften, grasen seither zwei Mutterkühe mit Kälbchen der Rasse Rotes Höhenvieh: Helene mit Rosalie und Emmi mit Ingo. Das Rote Höhenvieh steht auf der Roten Liste gefährdeter Nutztierrassen und wurde als klassisches Dreinutzungsrind (Fleisch, Milch und Zugkraft) bereits vor vielen Jahren in der Region gehalten, ist aber durch die vergleichsweise geringe Produktivität und die immer stärkere Spezialisierung der Betriebe fast ausgestorben. 

 

Herbst.

Anfang September fanden die Ökoaktionstage statt und wir hatten damit viele Gäste auf dem Kastanienhof: Den Auftakt machten Interessierte und Schüler:innen der zwölften Klasse der Willy-Brandt-Schule in Kassel, die sich am Flächenbuffet mit dem Fußabdruck ihrer Ernährung beschäftigten. Die Fragen, die dabei aufkamen, waren durchaus unangenehm: Ist es ethisch vertretbar, nachwachsende Rohstoffe zur Energiegewinnung anzubauen oder einen wesentlichen Teil der Fläche zur Fütterung von Tieren zu verwenden, wenn gleichzeitig viele Menschen Hunger leiden? Wie kann unser Beitrag zu einer gerechteren Flächennutzung aussehen und wo gibt es Zielkonflikte? Diese Termine sind deshalb toll, weil auch bei mir selber immer wieder etwas angestoßen wird und man gezwungen wird, sich diesen notwendigen, aber drängenden, komplizierten Fragen zu stellen. 

Ebenfalls im Herbst, und das hat uns in diesem Jahr ganz besonders gefreut, konnten wir erneut ein Hofcafé veranstalten und haben dabei ganz viele altbekannte, aber auch neue Gesichter gesehen. An einem wirklich ausgesprochen schönen Tag haben wir die Hoftore geöffnet, mit vielen Menschen Gespräche über die Landwirtschaft von heute und morgen geführt und leckeren Kuchen gegessen und Kaffee oder Tee getrunken. Vielen Dank für euren Besuch, ganz besonderer Dank aber auch noch einmal allen Helfer:innen und Kuchenbäcker:innen, ohne die ein solcher Tag nicht möglich wäre!

Den Abschluss der Ökoaktionstage machte ein Kochkurs für 8-11jährige. Dafür haben wir zuerst gemeinsam Kartoffeln geerntet, Eier abgesammelt, (selbstverständlich!) auch die Hunde gestreichelt und dann gemeinsam ein Menü gekocht.

Im Oktober haben wir gemeinsam mit Interessierten und dem Biodiversitätsberater Wolf Gutmann zwei Flächen im Grünland mit dem Ziel, selten gewordene Arten wieder anzusiedeln und das Grünland für viele Arten (Pflanzen, Insekten, Vögel, Kleinsäuger) attraktiver zu machen, neu eingesät. Im kommenden Jahr werden wir die Bestandsentwicklung gemeinsam mit dem LLH beobachten, und eventuell noch einmal nachsäen. 

 

Winter.

Innere Einkehr hat bisher leider noch nicht so viel Platz gefunden. Stattdessen stand Bürobürobüro auf dem Plan. Wir organisieren gerade viel um, versuchen Dinge, etwas anders zu machen. Denn mit mehr Menschen auf dem Betrieb müssen auch mehr Menschen die Ordnung im Büro verstehen. Eine gemeinsame Struktur zu entwickeln, die für alle verständlich ist, ist sehr viel herausfordernder als gedacht, macht aber auch Spaß (mir, Katharina, zumindest, aber das ist ja schon mal was ;-) ). Und weil sich das so anhört, als gäbe es gar nicht so viel zu tun: Unsere Hühner und Weidehähnchen fordern uns permanent, die Eier wollen vermarktet werden, beim letzten Frost haben wir gepflügt und eigentlich wollten wir ganz viel aufräumen und Ordnung machen. Langweilig wird uns also nicht, bis es draußen wieder richtig rund geht.

 

Chapeau an alle, die bis hier hin durchgehalten haben. Vielen Dank für das Interesse an unserer Arbeit und hoffentlich bis ganz bald auf dem Kastanienhof!

 

Familie Hüppe

 

 

Bilder: eigene Aufnahmen und Paul Geiersbach